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Parzival
5. Szene
Orilus sitzt missmutig vor Jeschutes Zelt, Jeschute selbst bleibt vorerst unsichtbar, wenn auch sehr gut hörbar.
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Jeschute |
Was glaubst du denn? Was denkst du dir dabei? Verschwindest mir nichts
dir nichts für zwei Jahre, um, wie du stolz geschwellter Brust erzählst, im Kampfe Gott und
deinem Weib zu dienen. Mir dienen? Ha! Dass ich nicht lache ... |
Orilus |
Schluss! Ein Wort noch, ungetreues Weib, ein Wort noch, und auf der Stelle zieh ich wieder fort! Das Laster macht der
Tugend einen Vorwurf? So hast du dir das also
vorgestellt! Kaum dreht dir einmal dein Gemahl den Rücken, vergnügst du dich
sofort, im Handumdrehn, mit einem andren, irgendeinem Fremden, und damit nicht genug!
Zur vollen Schmach schenkst du ihm auch noch lächelnd deinen Becher zum Zeichen der Verbundenheit und Huld! Mein
Weg war hart, doch lange nicht so bitter wie der Empfang, den mir
mein Weib beschert. Ein Ritter ist ein
Ritter ist ein Ritter! Und Ritters Weib zu sein bist du nicht wert! |
Jeschute |
Ein Wort noch? Und du gehst? Ein Wort noch? Da hast du es: Du selbstgerechter Pfau! |
Orilus |
Du pflegst auch ohne mich nicht zu vertrocknen! |
Jeschute |
Sei ruhig! Ich war dir eine treue Frau! |
Orilus |
Das nennst du Treue? Fremde Männer küssen? |
Jeschute |
So glaub mir doch! Es
war nicht meine Schuld! Ich hab ihn nicht gekannt, nicht eingeladen! Er trat ins Zelt, erschien mir wie ein Kind - die Planen teilt‘ er noch als sanfte Brise, dann
wurd‘ er Sturm und endlich Wirbelwind! So ungestüm! So wild! Und ich? Alleine! Wer half mir? Etwa du, mein Prachtgemahl? Gleichwohl: Ich wehrte mich, so gut ich konnte, bot ihm die Stirn, ... |
Orilus |
Die Stirne? Den Pokal! |
Parzival
tritt ins Bild, zunächst noch unbemerkt vom streitbaren Orilus
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Parzival |
Verzeiht, mein Herr, wenn ich euch unterbreche – ich komme nur, um ... |
Jeschute blickt neugierig aus dem Zelt.
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Jeschute |
Da! Bei Gott! Er ist’s! Nun sieh doch, sieh ihn an! Er trägt den Becher! |
Orilus |
Du Hund! Du wagst dich noch einmal hier her? |
Parzival |
So hört mich an ... |
Orilus |
Schweig! Zieh dein Schwert, du Schurke! |
Parzival |
So hört mich an ... |
Orilus |
Los! Zieh dein Schwert, du Lump! Kannst wohl nur schwache Frauen übermannen! Doch jetzt, Falott, kriegst du’s mit mir zu tun! |
Kampf. Parzival ist Orilus weit überlegen, ficht mit halber Kraft, verdreht ärgerlich die Augen, weil ihn Orilus nicht zu Wort kommen lässt, versucht ein letztes Mal, zu sprechen.
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Parzival |
So hört doch zu ... |
Jeschute |
Halt bloß den Mund, er muss sich konzentrieren! |
Orilus |
Ganz Recht! Halt still! Nun hilft dir keine List! |
Parzival besiegt Orilus im Handumdrehen, hält ihm, ein wenig verärgert, die Spitze seines Schwertes an den Hals.
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Parzival |
Da
hast du’s! ... Ich ... ich meine: Da
habt ihr, was ihr wollt! Zieht ihr die Schärfe der Waffe der des klaren Wortes vor? |
Orilus |
Bleibt mir die Wahl? Ihr seid ein großer Kämpfer ... Entscheidet ihr, mein Herr – stecht oder sprecht ... |
Parzival |
Dein Weib tat doch nichts Böses! ... Sie
hat mir diesen Becher nicht gegeben – ich
stahl ihn ihr, verzeiht, ich war ein Kind. Aus
diesem einen Grund kam ich zurück: Um
meinen Fehler wieder gut zu machen, denn euer Weib trifft wahrlich kein Verschulden. |
Jeschute |
Hast du gehört? |
Orilus |
Was denkst du? Bin ich taub? Glaub bloß nicht, dass du der gerechten Strafe ... |
Parzival |
Genug! |
Jeschute |
Ich bin mit dir genug gestraft! |
Parzival |
So schweige doch! ... Lasst ab von eurem Streit, von eurer Klage, Verschont dies Weib mit eurer ... |
Jeschute |
Eifersucht! |
Parzival |
Verehrt und liebt sie wie ... |
Jeschute |
am ersten Tage! |
Parzival |
Sonst trifft mein Schwerthieb euch mit voller Wucht! |
Jeschute |
Hört, hört! Na, Orilus, was sagst du nun? |
Orilus |
Was soll ich sagen? Ja, ich will es tun ... |
Parzival stellt den Pokal auf den Boden, zwischen Jeschute und Orilus, der den Kelch misstrauisch beäugt.
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Parzival |
Von euch, Madame,
erbitte ich Vergebung für meinen Streich, der euch bekümmert hat. Mag sein, ich tat‘s um eurer Schönheit willen, die mir das Herz verwirrte und den Kopf - nun neig‘ ich ihn vor eurem sanften Liebreiz in Ehrerbietung und Ergebenheit. |
Während Parzival spricht, beginnt der Vogel wieder zu singen, zieht zunehmend Parzivals Aufmerksamkeit auf sich. Parzival tritt, dem Vogel folgend, ab.
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Jeschute |
Hab
ich’s dir nicht gesagt? Musst du, eh du mir glaubst, erst bluten? Wo ist sie,
deine vielgerühmte Ritterehre? Im übrigen: Bei Gott, was für ein Mann! O ja, wenn ich noch einmal achzehn wäre ... |
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