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Der kleine Doktor Jacobi

Frau Jacobis Lied

 

Frau Jakobi, hochschwanger, missmutig, strähnige Haare, Ringe unter den Augen, betritt im weiten Umhang die Bühne. Sieht sich um, ärgerlich. Fixiert das Publikum.

 

Frau Jakobi

Was schaut ihr denn? So seh ich eben aus!

Denkt ihr vielleicht, es stimmt was nicht mit mir?

Hört auf zu glotzen! (zu ihrem Bauch) Du komm endlich raus!

Wenn du nicht wärst, dann wär ich auch nicht hier ...

Ich hab mir alles so schön vorgestellt ...                       

 

Als ich aufbrach nach Venedig,

war ich ledig, denn ich hatte keinen Mann.

Vor der Weiterfahrt nach Tanger

war ich schwanger, wie man schwanger nur sein kann.

Giacomo, ein Gondoliere

(welche Ehre!) hat mit Liedern mich betört.

Mitten am Canale Grande

(welche Schande!) und ich hab mich nicht gewehrt.

                      

Der Kerl sang in allen Tonarten,

das war vor ganz genau neun Monaten ...

 

Und aufgrunde der Betörung

während der Kanaldurchquerung

hatte ich dann die Bescherung:

Venezianische Vermehrung!

 

Als ich aufbrach nach Venedig,

war ich ledig, denn ich hatte keinen Mann.

Und ich wollte bis nach Chile,

da gibt’s viele, die man kennenlernen kann.

Nicht einmal bis nach Nigerien

in die Ferien hab ich Arme es geschafft.

Kaum wollt ich nach Costa Rica,

wurd ich dicker, und mein Bauch hat sich gestrafft.

 

Ich werd niemals nach Malaysien

in die Sommerfrische reisien,

werde niemals Richtung Indien

oder Singapur verschwindien,

Bali oder Indonesien,

nirgends bin ich je gewesien,

komme jemals ich nach Togo?

Niemals! Niemals! Eh klar! Logo!

Urlaub in den Emiraten?

Darauf kann ich ewig warten ...

Statt am Sonnenstrand zu schwitzen,

werd ich hier in Penzing sitzen:

Fünfter Stock, Gemeindebau.

Alt und hässlich, krank und grau ...

 

 

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