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Gespräch mit Bernatzky
(aus "Lemmings Himmelfahrt")
„Sodala, da haben wir’s. Pass auf ... Hast schon einmal von retrograder Amnesie g’hört? Nenn’s meinetwegen Gedächtnisverlust ... Klingt aber net so schön. Wichtig ist dabei das Worterl retrograd: Stell dir vor, du hast einen Unfall. Zum Beispiel ... Ein Blitz trifft dich, wie du grad frisch g’waschen aus der Karlskirchen kommst. Dann kannst dich bei der Retrograden an nix mehr erinnern, was vor dem Blitz war. Die Anterograde is gewissermaßen das Gegenteil, die könn’ma net brauchen, die interessiert uns net. Aber wennst Lust hast, kannst dir noch zusätzlich eine dissoziative Fugue zulegen. Dann kannst dich an den Blitz selber auch nimmer erinnern. Dann war der Schock so groß, dass du völlig aus der Haut fahrst. Du nimmst eine neue Identität an, gehst auf Reisen, irgendwohin, und benimmst dich gleichzeitig, wie wenn nix g’schehen wär. Wohlgemerkt: Das hat keine organischen Ursachen und is medizinisch trotzdem verbürgt. Das könnt funktionieren, Wallisch. Da steht’s: Größte differentialdiagnostische Schwierigkeit ist das Ausschließen einer bewussten Simulation von Konversionsstörungen infolge traumatisierender Ereignisse ... Was du also brauchst, is ein Malheur, und zwar eins, das sie dir im Sanatorium auch abkaufen. Wenn das vor ihrer Tür passiert und die das mitkriegen, müssen s’ dich einfach aufnehmen. Fragt sich nur, für wie lang ...“ |
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