Stefan Slupetzky ist der erste Preisträger
des Leo-Perutz-Preises der Stadt Wien für Kriminalliteratur, der von der
Stadt Wien und dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels
gemeinsam gestiftet wird. Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny überreichte
dem Autor den mit 5.000 Euro dotierten Preis zum Auftakt der Kriminacht am
28. September im Wiener Café Schwarzenberg für seinen Roman Lemmings
Zorn (Rowohlt).
"Stefan Slupetzky ist ein würdiger erster Preisträger, der sich
meisterhaft auf die hohe Kunst der Krimiunterhaltung versteht", so
Mailath-Pokorny bei der Überreichung des Preises. "Mit seiner Figur
des Lemmings hat er einen sympathischen Antihelden geschaffen, der immer
wieder ungewollt in kriminelle Machenschaften verstrickt wird und dabei
auch die kniffligsten Fälle löst."
Mit dem Preis, der künftig jährlich vergeben wird, werden Krimis
ausgezeichnet, deren Qualität und literarischer Anspruch an den
namensgebenden österreichischen Literaten Leo Perutz erinnern. Darüber
hinaus sollen die ausgezeichneten Werke möglichst innovativen Charakter
haben und einen Wien-Bezug aufweisen.
Die Jury, der Raoul Blahacek (Referatsleiter Literatur, Kulturabteilung
der Stadt Wien, MA 7), Stefan Mödritscher (Gesamtprokurist Morawa),
Andreas Pittler (Krimiautor), Erwin Riedesser (Vizepräsident des
Hauptverbands des Österreichischen Buchhandels, Vorsitzender des Österreichischen
Buchhändlerverbands) und Ingeborg Sperl (Der
Standard) angehören, zeigte sich besonders von dem komplexen
Aufbau des Romans sowie von dessen schonungsloser Gesellschaftskritik
beeindruckt.
Die Begründung der Jury
„Lemmings Zorn ist ein
Kriminalroman im besten Wortsinn. Denn er stellt das Verbrechen nicht auf
pornografische Weise in den Mittelpunkt, sondern rollt eine Handlung auf,
an deren Ende notgedrungen das Verbrechen stehen muss – das Verbrechen
in legistischer Hinsicht zumindest. Verbrochen wird auch vorher schon
genug, allerdings sind es die alltäglichen, nicht judizierbaren Untaten,
die hier beschrieben werden, es ist die Amoral eines scheinbar honorigen
Menschenschlags, der uns das Leben zuweilen zur Hölle macht, indem er das
Gesetz für seine Zwecke nutzt – ein Gesetz, das doch eigentlich seine
Opfer schützen sollte. Lemmings Zorn
ist also auch und vor allem ein gesellschaftskritischer Roman, ein Spiegel
unserer Zeit, in der sich menschliche Werte wie Anstand und Mitgefühl der
persönlichen, rücksichts- und skrupellosen Bereicherung einer
wirtschaftlich oder politisch herrschenden Kaste unterordnen müssen. Lemmings
Zorn liegt – wie übrigens auch den anderen Lemming-Romanen –
ein komplexer inhaltlicher Aufbau zugrunde, der sich über scheinbare
Nebenhandlungen, Rückblicke und Vorgriffe vermittelt. Präzise öffnet
Stefan Slupetzky Tür um Tür, führt uns mit sicherer Hand durch die Räume
seines Labyrinths, bis wir mit Staunen die Zusammenhänge, die Gesamtheit
erkennen. Bevölkert ist dieses Labyrinth von schillernden, scheinbar
vertrauten Gestalten, von liebevoll akzentuierten, nie verächtlich
karikierten Menschen, auch wenn sich – wie eben im richtigen Leben –
der eine oder andere Schuft darunter befindet.“
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