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Die Libelle und anderes Getier

 

Die Libelle heißt Libelle,

weil der Name ihr gefällt,

und weil sie in Vollmondnächten

heult und jault und laut libellt.

 

Der Schmetterling heißt Schmetterling,

weil er auf Bäume klettert

und lauthals Opernarien

und Seemannslieder schmettert.

 

Das Dromedar bleibt immer hier,

es wechselt nie den Ort,

sonst hieße es mal Dromedar,

dann wieder Dromedort.

 

Des Lamas Leben ist zumeist

ein Trauerspiel, ein Drama:

Es fühlt sich alt und müde bald

und lahm und immer lama.

 

Wer glaubt, dass ein Kamel gern Brot

und Kuchen mag, geht fehl:

Es frisst, auch wenn es hungrig ist,

fast alles, nur ka Mehl.

 

Die Ameise läuft Schlittschuh auf

unnachahmbare Weise,

man findet sie den Winter über

immer nur am Eise.

 

Das Rentier läuft in einem fort,

es läuft, weil es nichts andres kennt,

von einem Ort zum andren Ort,

es rent und rent und rent und rent ...

 

Das Wiesel wohnt, es weiß nicht, wo

(und trotzdem heißt’s nicht Wosel).

Das Wiesel heißt, es weiß nicht, wie

(sonst hieße es ja Sosel).

 

Der Wal nahm seinen Namen an,

weil er sich nie entscheiden kann –

er zögert ein ums andre Mal:

Ja ja, das ist die Qual des Wal.

 

Der Biber ist fast immer krank,

er niest und schwitzt und fiebert.

Man nennt ihn Biber, weil er stets

am ganzen Leibe bibert.

 

Der Pinguin träumt, er führte

einen Ponguin zum Altar.

Sie wären als Ping-Ponguin

ein unschlagbares Paar.

 

Wenn Sittiche ins Kino gehn,

ist eines klar: Sie streiten sich.

„Hier sitze ich! Das ist mein Platz!

Nein, meiner! Meiner! Hier sittich!“

 

Die Tauben können nichts versteh’n,

nicht einen einz’gen Satz.

Drum fliegen sie zum Ohrenarzt

Herrn Doktor Markus Platz.

 

Der Hahn (das Huhn vermag das nicht)

kann nach Belieben Wasser lassen.

Das Huhn sitzt darum oft im Nassen

und spricht: „Der Hahn ist nicht ganz dicht ...“

 

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