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Die Rückkehr des Lemming
Mathias Ziegler, "Wiener Zeitung", 27. 9. 2017 Stefan Slupetzky liefert einmal mehr einen feinsinnig urigen Wiener Krimi ab, der vor allem durch seinen lakonischen Erzählstil besticht.
Anja Gerevini, "Kurier", 1. 10. 2017 Der Sprachkünstler schlägt wieder zu. Stefan Slupetzky hat in seinem - von mir heiß ersehnten - Krimi "Die Rückkehr des Lemming" meine kühnsten Erwartungen übertroffen. Nicht nur sein erster Satz ist gelungen und zieht sofort in die Geschichte, der Autor beginnt jedes Kapitel, das in der Gegenwart spielt (richtig gelesen, aber darüber will ich nicht mehr verraten), mit einem durchkomponierten Satz. Wobei Satz fast schon zu kurz gegriffen ist, es ist im Grunde genommen eine Parabel. Ich war begeistert, angetan und habe das Buch an nur einem Abend gelesen. Natürlich liegt das nicht nur an diesen sagenhaften Sätzen, sondern auch an der Geschichte. Nur ganz kurz: Der ehemalige Polizist Lemming macht sich dieses Mal auf, um ein Entführungsopfer zu finden, eine junge Frau, in die sich überdies auch noch sein "Schwiegerneffe" verliebt hat. Wer Stefan Slupetzky kennt, weiß, dass der Autor eine mitreißende Story liefert, bei der man auch immer wieder schmunzeln muss. Er kann es einfach, der Slupetzky - und so gesehen sei ihm die lange Wartezeit auf den neuesten Lemming-Roman wirklich verziehen.
Volker Albers, "Hamburger Abendblatt", 14. 10. 2017 Der Wiener Autor Stefan Slupetzky steht in einer literarischen Reihe mit Wolf Haas und Heinrich Steinfest. Wobei in diesem österreichischen Triumvirat Haas wohl der Originellste, Steinfest der Kühnste und Slupetzky der Feinsinnigste ist. In Sachen Humor mögen sie es alle schwarz. Vier furiose Fälle mit dem ausgemusterten Kriminalisten Leopold Wallisch, den sie Lemming nennen, sind bereits bei Rowohlt erschienen, jetzt, nach einigen Jahren Abstinenz, ist "Die Rückkehr des Lemming" in die Buchhandlungen gekommen. Erneut ist das ein großes Glück für all jene, die ein durch die komische Groteske mäanderndes Kriminalstück zu schätzen wissen. Dieses Mal bekommt es der Lemming mit einem besonders kuriosen Fall zu tun: Die große Liebe des Straßenbahnfahrers Theo wird vor dessen Augen entführt. Von der Haltestelle weg, die Theo grade anfahren wollte. Warum die junge Frau gekidnappt wurde, weiß niemand, die Spur führt zu einem eigenbrötlerischen Reisejournalisten, der jedoch alsbald unfreiwillig das Zeitliche segnet. Während seines letzten Rechercheauftrags hatte sich der Journalist offenbar mit einer längst ausgestorben geglaubten Vogelart beschäftigt. Von dort aus führt Slupetzky die Geschichte hin zu einem Segelschiff, das Mitte des 17. Jahrhunderts mit einigem Federvieh an Bord vor der afrikanischen Küste kreuzt - bevor es wieder ohne Umzusteigen zurück in die Gegenwart geht. Eine halsbrecherische Geschichte ist das, köstlich, spannend, wienerisch.
Ingeborg Sperl, "Der Standard", 14. 10. 2017 Theo, Straßenbahnfahrer der Linie D, ist verliebt in eine Unbekannte, die immer bei der Haltestelle Augasse einsteigt. Eines Tages sieht er, wie die aus der Ferne Angebetete in ein Auto gezerrt und entführt wird. Der pensionierte Kriminalbeamte Leopold Wallisch, genannt Lemming, lässt sich widerwillig auf den Fall ein. Stefan Slupetzky stellt also seinen grantigen Ermittler wieder einmal in den offiziellen Dienst und verklammert Gegenwart mit Vergangenheit. Da fährt ein Seemann namens Max kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg aus den Tropen zurück nach Europa. An Bord hat er seltsame Fracht, gedacht als Geschenk für Kaiser Ferdinand III. Was das mit der Entführung der Unbekannten und der Ermordung eines Reisejournalisten zu tun hat, wird poetisch und fantasievoll entwirrt. Slupetzkys schwarzgetönter Humor kristallisiert sich in den jeweiligen Anfangssätzen der Kapitel und in skurrilen Schüttelreimen, die irgendwie ansteckend wirken. Ein entschleunigter Krimi mit einem eigenen Profil, zauberhaft und sehr wienerisch.
Gerald Schmickl, "Wiener Zeitung", 30. 9. 2017 "Die Rückkehr des Lemming" ist ein Fest für Slupetzky-Fans. Denn im neuen Kriminalroman des Wiener Autors taucht nicht nur der titelgebende Held seiner vier bisherigen Romane, Leopold Wallisch alias Lemming, wieder auf, sondern auch Inspektor Polivka, dem Slupetzky ebenfalls schon einen Roman gewidmet hat. Und auch Mauritius, welche Insel Ziel einer "Lesereise" (im Picus Verlag) war, spielt in der aberwitzigen, auf vielen geografischen und historischen Ebenen angesiedelten Geschichte eine Rolle. Und sogar geschüttelreimt wird in dem Buch - eine Kunst, die der Texter und Musiker Slupetzky mit seinem "Trio Lepschi" meisterlich beherrscht. Es ist also eine Art Best-Of-Slupetzky, das mit diesem fantasievollen, derb-komischen, sprachspielerischen Krimi vorliegt, dem es - vor allem zu Beginn - allerdings etwas an Rasanz mangelt (obwohl eine flott heranrauschende Straßenbahn zum Einsatz kommt), da es für Leser gewaltige zeithistorische Sprünge und längere exotische Ausflüge zu absolvieren gilt, bevor man zu ahnen beginnt, wohin sich die divergierenden Stränge entwickeln - und in welch kurioser Gegenwart sie sich treffen. Spannend bleibt es freilich bis zum Schluss. Auch das in bester Slupetzky-Manier.
Wolfgang Huber-Lang, "APA", Oktober 2017 Slupetzky etabliert in Kapitel vier unvermittelt eine Nebenhandlung, die lange Rätsel aufgibt: Sie führt Jahrhunderte zurück und wirkt, als wären hier Auszüge aus Franzobels "Floß der Medusa" und Daniel Kehlmanns "Tyll" eingeschmuggelt worden. So verloren dieser Erzählstrang zunächst wirkt, so liebevoll wird er geflochten. Wie der Bauernbub Max Horvat im 17. Jahrhundert aus der südsteirischen Einöde an den Wiener Kaiserhof, von dort nach Mauritius und wieder zurück gelangt, ist hohes erzählerisches Risiko, mit großer Lust ausfabuliert und am Ende in einem Überraschungscoup mit der Haupthandlung zusammengeführt. Dass "Die Rückkehr des Lemming" nicht einfach ein weiterer Regionalkrimi mit Lokalkolorit sein will, zeigt Slupetzky auch bei seinem liebevollen sprachlichen Zugriff, der mitunter ins Absurde changiert, wenn etwa die Kapitel stets mit besonders gewagten Vergleichen - von "Der Mensch ist der Windstoß unter den Bäumen" bis "Die Zeit ist das Chamäleon unter den Quälgeistern" - beginnen. Ja, und schüttelgereimt wird zwischendurch natürlich auch.
Ditta Rudle, "Tanzschrift", September 2017 Vier Fälle hat Leopold Wallisch, genannt der Lemming, gelöst, bis er den Detektiv an den Nagel gehängt und sich mit Frau und Kind zurückgezogen hat und Nachtwächter im Tiergarten ist. Jetzt aber, nach zehn ruhigen Jahren, ist er wieder zurückgekehrt und hat gleich den bereits aus dem vierten Teil der Lemming-Serie, „Lemmings Zorn“, bekannten Bezirksinspektor Polivka mitgenommen. (...) Stefan Slupetzky ist mit der „Rückkehr des Lemming“ wieder eine wunderbare Wiener Kriminalgeschichte gelungen, die vor Wortwitz und skurrilen Ideen sprüht. Die zwei detektivischen Käuze und ein kurioses flügellahmes Vogelpaar spielen ihre Rollen perfekt.
Regina Hügli, "Madame Wien", Oktober 2017 Eine spannende Verflechtung von Kriminal- und historischem Roman, die Genauigkeit der Beobachtung, die spielerische Leichtfüßigkeit der Sprache und viele unvorhersehbare Wendungen machen "Die Rückkehr des Lemming" zu einem großen Lesevergnügen!
Peter Pisa, "Kurier, 30. 9. 2017 Humor und Spannung - beides hat Slupetzky noch immer gut drauf, es hält sich halbwegs die Waage, und es sind schöne Ideen dabei, sodass es sich geheimnisvoll zusammenfassen lässt: Mit Theo, dem Straßenbahnfahrer der Linie D, kommt man bis nach Mauritius. (...) Stefan Slupetzky ist ein großer Schüttelreimer. Sprachliche Bonmots streut er mit Bedacht ein. Aber es ist tröstlich: Ein zarter Schlummerkuss macht mit jedem Kummer Schluss.
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