In diesem Jahr verleiht Radio Bremen seinen Krimipreis an den österreichischen
Kriminalschriftsteller Stefan Slupetzky. Die Jury zeichnet Slupetzky für
seine schrägen Lemming-Romane aus, die weit über den Wiener Schmäh
hinaus einen Einblick in die Abgründe des Alpenlandes geben. Seine
Erfindungen, was Personal und Plots angeht, sind im besten Sinne von
qualtingerschen Ausmaßen. Hier schreibt ein Autor mit bitter-satirischem
Blick über die Seelenlage von nationalen Krachmachern.
Am Mittwoch, 16. September 2009, wird der Preis im Rahmen des 12. Bremer
Krimifestivals "PrimeTimeCrimeTime“ im Radio Bremen Event-studio/Café
Restaurant Weserhaus verliehen. Mit dabei sind im Rahmen der Großen
Radio-Bremen-Krimi-Nacht die Autorinnen und Autoren Anke Gebert, Barbara
Krohn und Jan Costin Wagner. Musik: Duo König. Moderation: Hilke Theessen.
Der Preis wird im Wechsel deutschsprachigen und ausländischen Autoren
verliehen und ist mit 2.500 € dotiert. Der Jury gehören Dr. Lore
Kleinert, Leiterin der Kulturabteilung bei Radio Bremen, Jörg-Dieter
Kogel, 2. Programmleiter Nordwestradio, Dr. Jürgen Alberts, Prime Time
Crime Time, und Thomas Böhm, Leiter des Literaturhauses Köln an.
Bisherige Preisträger:
2001 Friedrich Ani
2002 Frances Fyfield
2003 Anne Chaplet
2004 Ake Edwardson
2005 Veit Heinichen
2006 Polina Daschkowa
2007 Oliver Bottini
2008 Gianrico Carofiglio
Stefan
Slupetzky, 1962 geboren, ist ein Multitalent: Schriftsteller,
Illustrator, Saxophonist in verschiedenen Jazzbands, Schauspieler,
Rezitator und Sänger.
Slupetzky legte mit "Der Fall des Lemming" ein starkes Debüt
hin, für das er 2004 den Glauser-Preis erhielt. Sein Held, Leopold
Wallisch, genannt Lemming, frisch entlassen aus der Mordkommission der
Wiener Polizei, ist ein starker Charakter, grantelnd, eckig und doch den
Menschen zugewandt, manchmal etwas zögerlich, dann wieder zupackend, auf
jeden Fall von schwarzem Humor beflügelt. Wer Lemming zuhört, schwimmt
gegen den Strom der gängigen Krimiklischees.
Nun ist in diesem Jahr sein vierter Lemming-Roman erschienen: "Lemmings
Zorn". Slupetzky at his best. Es geht gegen den ohrenbetäubenden
Lärm in der Welt – gegen Abrissbirnen, akustischen Wahnsinn, Lärmquellen
von ratternden Rollos und rasenden Rollern – es hat sich sogar schon
eine Anti-Lärm-Fraktion (ALF) gegründet. Don Quichotte gegen die
Krachmacher. Ein wunderbarer Spaß, wenngleich für Ruhe suchende
Schriftsteller und Väter, die ihren jüngsten Spross schützen wollen,
eine Tortur.
In lakonischem Ton breitet Slupetzky seine Handlung aus, schwarz, stark,
wienerisch. Man könnte meinen, es sei eine bloße Groteske, aber wer
genauer liest, wird die realen Zustände wie in einem Brennglas erkennen.
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